Mittelalter

Die Verteidigung der Städte oblag im Mittelalter den Bürgern und ihren Söhnen, weshalb diese im  Waffengebrauch geübt sein mußten, ihre vorzüglichste Fernwaffe, die Armbrust, erforderte aber jahrelange gemeinsame Übung.

Deshalb und natürlich auch zur Kurzweil bildeten sich schon frühzeitig überall Schützenvereine mit eigenen Schießstätten und Schützenhäusern, die von der Stadtverwaltung und vom Landesherrn gerngesehen und durch Aussetzen von Preisen für die regelmäßigen Preisschießen gefordert wurden. Welche Bedeutung man ihnen beimaß, zeigte sich dadurch, daß gewöhnlich der Bürgermeister erster Schützenmeister war.

Als im 15. Jahrhundert die Handbüchse aufkam, lernten die Bürger, auch bald diese Feuerwaffe zu handhaben, wodurch die Armbrust allmählich verdrängt wurde. Zweifelsohne bestand schon damals auch in Sulzbach eine Feuerschützenvereinigung, deren treffliche Ausbildung wohl allein 1504 den erfolgreichen Widerstand der damals bayerischen Stadt bei der schweren Belagerung durch die Böhmen ermöglicht hat. Der Stadtchronist Braun berichtet uns, daß zahlreiche Feinde vor der Stadt fielen, weil in dieser viele gute Schützen waren.

Ihr Gründungsjahr ist aber nicht genau bekannt, dürfte jedoch mit der im Verein angegebenen Jahreszahl (1433) übereinstimmen. Die älteste - uns erhalten gebliebene - Nachricht über das Sulzbacher Schützenwesen stammt erst aus dem Jahre 1547, indem damals der Stadtrat die Ordnung der Büchsenschützen zu Sulzbach erneuerte. Es muß deshalb schon vorher eine solche Ordnung und somit eine Schützengesellschaft gegeben haben, so daß diese jetzt auf eine weit mehr als fünfhundertjährige Vergangenheit zurückblickt. Der Landesherrschaft - seit 1505 Pfalz-Neuburg - wurde ein gewisses Aufsichtsrecht zugestanden, weil sie gleich der Stadt den Sulzbacher Schützen jährlich acht Pfund Pfennig "zum Voraus" gab. (Außer diesem Voraus pflegten damals die Stadt Tuch, fertige Hosen oder Kleinode und die Landesherrschaft für das Endschießen ein Stück Wild, z. B. einen Hirsch, als Preise zu spenden.)

Wie aus einem in Knuttelversen abgefaßten Bericht hervorgeht, war schon 1550 zu Sulzbach ein großes Schießen, an dem viele auswärtige Schützen teilnahmen. Die Stadt gab dazu dem Erstbesten 21 Pfälzische Thaler, die ein Nürnberger gewann, wie sich damals überhaupt die Nürnberger mehr als die Hälfte der ausgesetzten 22 Preise holten, während nur ein einziger Sulzbacher auf Platz 8 kam.

Daß in jener Zeit die Schützengesellschaft in Sulzbach sehr blühte, zeigt die Tatsache, daß 1556 dem neuen Landesherrn 220 Bürger mit Gewehren entgegenzogen.

Aber ihr Treiben artete mit der Zeit aus. 

1589 mußte die Regierung beanstanden, daß die zwei Schützenmeister bei ihren Beratungen die von den einzelnen Schützen erhobenen Strafgelder vertranken, statt sie zur Erhaltung des Schießhauses zu verwenden, das schon damals, wie überhaupt von Anfang an, am rechten Ufer des Baches, nordöstlich vom Hagtor stand.

 

 

18. Jahrhundert

Nachdem inzwischen Sulzbach ein eigenes Land geworden war, erließen Ende Dezember 1654 Herzog Christian August und am 5. September 1710 Herzog Theodor je eine verbesserte Schützenordnung für die Stadt Sulzbach, die aber  insbesondere hinsichtlich des staatlichen Schützenmeisters - keine wesentlichen Änderungen mit sich brachten.

Anscheinend herrschte nach dem 30jährigen Krieg nur mehr wenig Lust zum Scheibenschießen, da 1690 der Stadtrat den in Betracht kommenden Bürgern aufzutragen hatte, daß sie sich mit Büchsen versehen und in eigener Person zur gewöhnlichen Zeit auf der Schießhütte einfinden sollten.  

1727 mußten die jungen Bürger zum regelmäßigen Besuch der Schießstätte angehalten werden.

Als 1777 das Herzogtum Sulzbach wieder mit Bayern vereinigt worden war, kam auch in Sulzbach die bayerische Vorschrift, daß neu aufgenommene Bürger drei Jahre lang sich jeden Sonn- und Feiertag in der Handhabung des Schießgewehrs zu üben und diese Pflicht bei ihrer Aufnahme zu beschworen hatten, zur Anwendung.

Dieser, trotz vieler Befreiungsgesuche, streng durchgeführte Zwang brachte natürlich wieder mehr Leben in die Schützengesellschaft.

1784 wurde das arg baufällig gewordene Schützenhaus durch gründlichen Umbau in seine heutige Gestalt gebracht und daneben eine Allee angelegt, von der offenbar die im Kranz um die Dreifaltigkeitskapelle herumstehenden alten Bäume übrig geblieben sind.

1788 bestimmte die Regierung - wohl auf Betreiben des damals neu ernannten Kurfürstlichen Schützenmeisters - statt der Sonn- und Feiertage den Montag zum Schießen, was selbstverständlich zu großen Anständen führte und auf Beschwerde der Schützen hin alsbald zurückgenommen wurde.

Der sich nach der französischen Revolution überall geltend machende Freiheitsdrang verleitete die meisten der Jungbürger, die Pflichtübungen auf der Schießstätte regelmäßig zu schwanzen, so daß ihnen 1793 und 1794 mit Zwangsmitteln gedroht werden mußte. Diese Unlust zum Schießen war auch 1804 noch vorhanden.

Am 21. Juli 1796 kam im Verordnungsweg eine Schützenordnung für das Kurfürstentum Bayern heraus, die bis 1868 in Geltung blieb.

 

19. Jahrhundert

Am 14. Mai 1801 wurde anläßlich des Friedens von Luniville an der Schießstätte eine Eiche gepflanzt, die 1886 dem Sturmwind zum Opfer fiel.

Um das Jahr 1801 schenkte der Prinz Wilhelm von Birkenfeld bei seiner Anwesenheit in Sulzbach der Schützengesellschaft ein Goldstück im Werte von mindestens 50 fl., das vom Stadtmagistrat verwahrt wurde, aber inzwischen längst verschollen ist.

1825 wurde laut Inschrift am Schießhaus dieses baulich wieder in Stand gesetzt.

Am 25. August 1868 wurde durch allerhöchste Verordnung für das Königreich Bayern eine jetzt noch geltende "allgemeine Schützenordnung" eingeführt. Durch die Anerkennung dieser neuen Schützenordnung konnte von nun an jede bayerische Schützengesellschaft von selbst die Rechte einer Korporation d. i., die Rechtsfähigkeit der jetzigen "eingetragenen Vereine" erlangen, sie mußte sich aber zugleich gefallen lassen, daß ihnen ein königlicher Schützenkommissar zur Wahrnehmung der öffentlichen Interessen und zur Handhabung der staatlichen Aufsicht beigegeben wurde.

1873 traten die Sulzbacher Schützen dem bayerischen Schützenbund bei, auch die Schießstätte wurde wieder ordentlich in Stand gesetzt.

1882 regte das K. Bezirksamt Sulzbach beim Stadtmagistrat an, ob nicht die Schützengesellschaft Sulzbach die allgemeine bayerische Schützenordnung als Statut anerkennen und sich dadurch die aus dieser entspringenden Vorteile sichern wolle. Die Schützengesellschaft Sulzbach gab darauf unter dem Datum 14. Febr. 1882 dem Stadtmagistrat gegenüber eine solche Erklärung ab und seitdem ist sie berechtigt, sich "Kgl. priv. Schützengesellschaft" zu nennen, welche Bezeichnung sie gleich ihren bayerischen Schwesterngesellschaften trotz des Umsturzes von 1918 immer noch führt. Seit dem 14. Februar 1882 gelten also auch bei ihr die Bestimmungen der bayerischen Schützenordnung von 1868 und diesem zufolge ist ihr jeweils ein Sulzbacher Staatsbeamter als Staatskommissär beigegeben.

Trotz der Schützenordnung von 1868, Beiträge des Königs und der Staatskasse zu den Vortelschießen der Schützengesellschaften in Aussicht gestellt, ist ein solcher Beitrag den Sulzbachern seit 1904 nicht mehr bewilligt worden.

1890 trat die Sulzbacher Schützengesellschaft dem deutschen Schützenbund und dem oberpfälzischen Schützenverband bei.

Im Jahre 1883 dachte man daran, die Schießstätte woandershin zu verlegen, da die Schießbahn keinen richtigen Kugelfang hatte und der Erlheimerweg immer abgesperrt werden mußte.

 

bis 1945

Aber erst 1901 nahm dieser Plan durch das umsichtige Eingreifen des damaligen Ehrenschützenmeisters Kaspar Kohl greifbare Gestalt an. 

In diesem und im folgenden Jahr wurde dank dem Entgegenkommen des Grundbesitzers Dotzler am Westhang des Annaberg eine Schießstätte neu angelegt und eine Schießhalle neben der gleichzeitig entstandenen, privaten Wirtschaft "Schützenheim" erbaut; beides wurde beim Eröffnungsschießen vom 8. bis 9. Juni 1902 in Benützung genommen.

 

 Kurz darauf fand in der Zeit vom 22. bis 25. Juni 1902 im neuen Heim das 7. Oberpfälzer Bundesschießen statt, das unter der Beteiligung von etwa 250 Schützen sehr schön und ohne Unfall verlief.

 

 

 

 

Das 18. Oberpfälzer Bundesschießen fand vom 29. Juni bis 6. Juli 1930 in Sulzbach statt.

In den Jahren 1931 bis 1939 pflegte man einen guten Schießsport mit jährlich stattfindenden Preis- und Königsschießen. 

Das größte Ereignis dieser Jahre war der Zusammenschluß der Schützenvereine "Tell" und "Amphoria" mit der Feuerschützengesellschaft. Diese beiden, nach dem ersten Weltkrieg gebildeten Vereine lösten sich auf und übergaben ihre Königsketten den Feuerschützen zum dortigen Verbleib. 

In den Kriegsjahren 1939 bis 1945 wurde der Schützensport weiter durchgeführt. Nach Ende des Krieges 1945 wurden alle Schützenvereine durch die Besatzungs- mächte verboten. Der Schießstand am Annaberg wurde gesprengt, die vorhandenen Waffen von den Amerikanern eingezogen und vernichtet, das Schützenheim beschlagnahmt. 

Josef Donhauser, derzeitiger Schützenmeister, rettete die Königsketten, indem er diese unter seiner Hundehütte versteckte. Der Name Feuerschützengesellschaft durfte nicht mehr existieren. Einige beherzte Schützen von Sulzbach versuchten noch etwas zu retten und tauften den Verein "Geselligkeitsverein Bergheim". Trotz alledem wurde das Schützenhaus enteignet, einer Treuhandschaft unterstellt und später einer kinderreichen Familie als Wohnung zugeteilt.

ab 1945

Das totale "Aus" von 1945 bis 1949.

Durch Lockerungen der Allierten-Gesetze begann man 1950 in der Schlößl- Wirtschaft zu Rosenberg heimlich mit den Übungen im Luftgewehrschießen.

Ein Jahr später wurden 3 Luftgewehrstände in der Glasveranda der Schützenheim- Wirtschaft gebaut. Der Schützenverein begann wieder zu leben und 1953 fand das 3. Bundesschießen des Oberpfälzer Schützenbundes statt. Knapp 1000 Schützen beteiligten sich. Noch im selben Jahr wurde das Schützenhaus wieder an den Verein zurückgegeben, mußte aber vom Keller bis zum Dach renoviert werden. Leider folgten nur wenige Jahre der traditionsreichen Schützenzeit am Annaberg. 

Bereits 1956 flatterte dem Schützenmeister ein Brief ins Haus, in dem der Bau des "St. Anna-Schachts" und die Ablösung des Schützenvereins durch die Maxhütte angekündigt wurde. Langwierige Verhandlungen begannen. Die Vorstandschaft des Vereins führte die Ablösungsgespräche bereitwillig und offen durch, denn nach dem Bergbaugesetz konnte bei Widerstand eine Zwangsablösung angeordnet werden. 

Im September 1959 bot die Maxhütte dem Verein als einstweiliges Domizil die Katakomben der Bastei an. Inzwischen mußte eine neue Vereinssatzung erstellt und die Liquidation des "Geselligkeitsvereins Bergheim" beantragt werden. Anträge und Gesuche wurden gestellt, um den alten Namen sowie das Privileg wieder zu erwirken. Der Schießbetrieb in der Bastei konnte wegen der Enge nur beschränkt aufrecht erhalten werden. Finanzielle Einbußen und Mitgliederverlust waren die Folgen. 

Man schrieb das Jahr 1965, als das bayerische Staatsministerium des Innern den Namen, Satzung und eine neue Schützenordnung bestätigte. Der Verein heißt seitdem wieder "Königl. privil. Feuerschützengesellschaft". 

Noch im Monat Mai desselben Jahres begannen die Schützen, ihr neues Schützen- heim am Lindhofweg zu bauen. Mit vielen fleißigen Helfern wurde die gesamte Schießanlage in Eigenleistung erbaut. Die Erbauer des Schützenheims waren: 

Flierl Hans, Schmidt Albert, Flierl Michael, Kiesel Willi, Pilhofer Johann, Klein Christof, Flierl Andreas, Ertel Konrad, Aures Willi, Uhl Josef, Sperber Leonhard.

Durch sportlichen Ehrgeiz und durch hartes Training gelang es den Mitgliedern der FSG Sulzbach immer wieder, mit großen schießsportlichen Erfolgen auf sich aufmerksam zu machen.

So konnten die Jungschützen Manfred Konrad und Rosemarie Klein in den siebziger Jahren einen Sieg nach dem anderen für sich verbuchen.

Erst 1982 in die FSG eingetreten wurde Manfred Dütsch bei den Deutschen Meisterschaften 1983 in Marburg bereits 3. Deutscher Meister in den Anschlagsarten liegend und kniend. Im gleichen Jahr wurde er mit der Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland Weltmeister im LG-Dreistellungskampf in Stoke Mandeville in England.

Im Jahr 1984 gesellte sich der Olympische Mannschaftssieg im LP-Schießen zu den überragenden Erfolgen des Manfred Dütsch.

Im Jahr 1985 schließlich wurde Manfred Dütsch 1. Deutscher Meister in der Wertung LG-Versehrtenklasse bei der Deutschen Meisterschaft in München- Hochbrück. Im September 1985 konnte er aus den Händen des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizäcker die Silbermedaille des Behindertensports für seine überragenden Leistungen in Empfang nehmen.

Weitere Teilnehmer an den Deutschen Meisterschaften waren 1979 und 1980 Wolfgang Rinner; 1985 Christian Fischer und 1987 Christian Kerler.

 

Diese nur auszugsweise wiedergegebene Niederschrift (bis 1930) entstammt der Geschichte der Sulzbacher Feuerschützengesellschaft von Anton Dollacker. Den in Kurzfassung zusammengestellten Bericht von 1931 bis 1988 verfaßte Ehrenkassier Leonhard Sperber.